ChatGPT im Unternehmen?
Artikel 4 EU AI Act verpflichtet zur Kompetenzschulung nach AI Act
Viele KMU nutzen bereits KI-Tools wie ChatGPT. Doch der EU AI Act schafft neue regulatorische Pflichten. Wir erklären, warum Artikel 4 zur KI-Kompetenz jetzt entscheidend ist und was auf Sie zukommt.
1. Einführung: ChatGPT & der AI Act
Ein typisches Szenario: Ein Mitarbeitender nutzt ChatGPT, um schnell eine Marketing-E-Mail zu entwerfen oder einen Social-Media-Post zu formulieren. Effizient? Ja. Problemlos? Nicht mehr ganz. Sobald KI-Systeme wie ChatGPT im Unternehmenskontext eingesetzt werden, greift der EU AI Act.
Besonders relevant ist hier Artikel 4 des AI Acts, der eine angemessene KI-Kompetenz (AI Literacy) für alle Personen fordert, die KI-Systeme im Auftrag des Unternehmens betreiben. Das bedeutet: Auch scheinbar harmlose Tools wie ChatGPT lösen Compliance-Pflichten aus.
„Was gestern noch Innovation war, ist heute Compliance-pflichtig.“
2. Was sagt Artikel 4 des EU AI Acts konkret?
Artikel 4 verpflichtet Anbieter und Betreiber von KI-Systemen, ein angemessenes Niveau an KI-Kompetenz sicherzustellen. Dies gilt für das eigene Personal, aber ausdrücklich auch für „andere Personen, die in ihrem Namen mit dem Betrieb und der Nutzung von KI-Systemen befasst sind“.
Die Definition von „KI-Kompetenz“ in Artikel 3(56) umfasst Fähigkeiten, Wissen und Verständnis, die es ermöglichen, KI-Systeme verantwortungsvoll zu nutzen und die damit verbundenen Risiken zu verstehen.
Offizielle Klarstellung der EU-Kommission:
„Ja, sie sollten über die spezifischen Risiken, zum Beispiel Halluzinationen, informiert werden.“
(Antwort aus den FAQ der EU-Kommission zur KI-Kompetenz)
3. Wann gilt ChatGPT als KI-System im Sinne des AI Acts?
Im Unternehmenskontext gilt ChatGPT als KI-System, sobald es für betriebliche Zwecke genutzt wird. Beispiele hierfür sind:
- Wenn es intern zur Textgenerierung, Analyse oder Übersetzung eingesetzt wird.
- Wenn die erzeugten Ergebnisse direkt in Geschäftsprozesse einfließen (z.B. Kundenkommunikation, Berichte, Programmiercode).
- Wenn die Nutzung in Arbeitsanweisungen empfohlen oder in interne Tools integriert ist.
Praxisregel:
Sobald ein Mensch im Unternehmen durch KI wie ChatGPT unterstützt wird, greift Artikel 4.
4. Welche Risiken bestehen konkret bei ChatGPT?
Die Schulungspflicht zielt darauf ab, Mitarbeitende für die spezifischen Risiken von generativer KI zu sensibilisieren. Dazu gehören insbesondere:
5. So setzen Sie Artikel 4 praktisch um
Viele Unternehmen stellen sich die Frage: Müssen wir jetzt eigene, aufwändige KI-Schulungen von Grund auf entwickeln? Die gute Nachricht: Nein. Artikel 4 verlangt kein starres Format, sondern strukturierte und vor allem dokumentierte Maßnahmen. Der einfachste Weg zur Compliance führt oft über spezialisierte Partner.
Nutzung spezialisierter Schulungsanbieter
Anbieter wie die AI Act Akademie bieten Teilnahmebescheinigungen, modulare Schulungen – passgenau für Ihre Branche, Mitarbeiterrollen und das spezifische Risikoprofil Ihres Unternehmens.
Vordefinierte Schulungspfade statt Eigenentwicklung
Sparen Sie sich den Aufwand, Inhalte selbst zu erstellen. Nutzen Sie fertige Schulungen, die alle Vorgaben des AI Acts abdecken – inklusive der wichtigen Nachweisführung für die Compliance.
Lernkontrollen und Wiederholungen einplanen
Eine einmalige Einweisung reicht oft nicht. Automatisierte Erinnerungen, jährliche Auffrischungen und kurze Lernkontrollen helfen, das Wissen aktuell und präsent zu halten.
Rechtskonforme Dokumentation nicht vergessen
Wer wurde wann und mit welchen Inhalten geschult? Eine lückenlose Dokumentation sichert Sie im Zweifelsfall gegenüber Behörden ab und belegt Ihre Sorgfaltspflicht.
6. Pflicht oder Kür? Rechtliche Einordnung
Artikel 4 ist verbindlich, keine Empfehlung. Verstöße gegen die Schulungspflicht können weitreichende Folgen haben:
- Sie können als Organisationsverschulden gewertet werden.
- Sie können im Schadensfall zu Bußgeldern oder Reputationsschäden führen.
Fazit & Handlungsaufruf
„ChatGPT ist kein Spielzeug – sondern ein KI-System mit Pflichten.“
Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden jetzt sensibilisieren und schulen, um den Anforderungen des EU AI Acts gerecht zu werden. Warten Sie nicht bis 2026 – die Pflicht zur KI-Kompetenz gilt deutlich früher.
Bonus: Checkliste & FAQ
Checkliste: Bin ich vom AI Act betroffen?
- Nutzen Mitarbeitende in meinem Unternehmen KI-Tools wie ChatGPT, Midjourney oder Copilot für ihre Arbeit?
- Werden Ergebnisse aus diesen Tools für interne oder externe Zwecke (z.B. E-Mails, Berichte, Marketing) verwendet?
- Haben wir bisher keine klaren Richtlinien oder Schulungen zum Umgang mit generativer KI etabliert?
Wenn Sie eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, sind Sie sehr wahrscheinlich von Artikel 4 betroffen und sollten handeln.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Müssen auch Freelancer und externe Dienstleister geschult werden?
Ja, Artikel 4 bezieht sich auf „andere Personen, die in ihrem Namen handeln“. Wenn Freelancer KI-Systeme in Ihrem Auftrag nutzen, müssen Sie sicherstellen, dass auch sie über die notwendige KI-Kompetenz verfügen. Dies sollte vertraglich geregelt werden.
Gilt das nur für ChatGPT?
Nein, die Regelungen gelten für alle KI-Systeme, die im Unternehmenskontext eingesetzt werden. Das umfasst Text-, Bild- und Code-Generatoren verschiedenster Anbieter sowie andere KI-gestützte Software.
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