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    Zuletzt aktualisiert: 14. Juli 2025, 19:00 Uhr

    „Innovationsbremse“ & „toxisch“
    SAP & Siemens fordern
    kompletten Neustart für KI-Gesetze

    Paukenschlag in der europäischen Tech-Szene: Die Chefs von SAP und Siemens, Christian Klein und Roland Busch, fordern eine radikale Reform der EU-KI-Gesetzgebung. Der AI Act sei eine Innovationsbremse und der Data Act "toxisch". Europa riskiere, den Anschluss zu verlieren.

    Symbolbild zur Kritik von SAP und Siemens am EU AI Act
    Die Chefs der deutschen Tech-Giganten SAP und Siemens sehen in der aktuellen EU-Regulierung eine ernste Gefahr für den Innovationsstandort Europa. Bild: © brudertack69 – stock.adobe.com, 128529990, Stand.-Liz.

    1. Frontalangriff auf Brüssel: „Können nicht Vollgas geben“

    In einem aufsehenerregenden Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ haben die Vorstandsvorsitzenden von SAP, Christian Klein, und Siemens, Roland Busch, eine fundamentale Überarbeitung der europäischen KI-Gesetzgebung gefordert. Ihrer Meinung nach behindern die aktuellen Regeln, insbesondere der AI Act, die Innovationskraft und schwächen Europas Position im globalen Wettbewerb.

    Siemens-Chef Busch fand deutliche Worte: Der AI Act sei einer der Gründe, „warum wir hier nicht Vollgas geben können“. Er kritisierte, dass sich die Gesetze teilweise widersprechen und mit bestehenden Regulierungen überschneiden. Den sogenannten Data Act, der die Nutzung von Unternehmens- und Verbraucherdaten regelt, bezeichnete Busch sogar als „toxisch für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle“.

    2. Warum ein Aufschub nicht genug ist

    Die Forderung der beiden Dax-Konzerne geht weit über den Wunsch nach einer reinen Verzögerung hinaus, wie ihn zuletzt über 40 andere europäische Unternehmen in einem Brandbrief an die EU-Kommission formuliert hatten. Diese hatte kurz zuvor klargestellt, dass der Zeitplan für die KI VO trotz aller Proteste bestehen bleibt. Roland Busch erklärte, er habe diesen Brief bewusst nicht unterzeichnet, „weil er mir nicht weit genug ging“.

    Es gehe nicht darum, das Gesetz für zwei Jahre auszusetzen und dann unverändert in Kraft zu setzen. „In der Zwischenzeit müssen wir das Gesetz substanziell verändern“, so die klare Forderung des Siemens-Chefs. Ein einfaches Moratorium würde die grundlegenden Probleme der Regulierung nicht lösen.

    3. Europas blinder Fleck: Daten statt Rechenzentren

    Ein Kernpunkt der Kritik ist die strategische Ausrichtung Europas. SAP-Chef Christian Klein warnte eindringlich davor, die US-Strategie des massiven Investments in Infrastruktur und Rechenzentren blind zu kopieren. „Bislang ist noch kein KI-Kundenprojekt von uns an fehlender Rechenzentrumskapazität gescheitert“, betonte Klein.

    Der ungenutzte Datenschatz

    Das eigentliche Problem: Fehlender Datenzugriff

    Beide CEOs sind sich einig: Europas wahres Kapital liegt nicht in der Rechenleistung, sondern in den Daten. „Wir sitzen in Europa auf einem Datenschatz, kriegen den aber noch nicht gehoben“, so Busch. Statt Milliarden in Hardware zu stecken, müsse Europa dringend seine restriktiven Datenregeln reformieren, um dieses Potenzial freizusetzen.

    Die Forderung ist klar: Bevor in teure Infrastruktur investiert wird, muss ein regulatorischer Rahmen geschaffen werden, der die Nutzung von Daten für die Entwicklung von KI-Modellen erleichtert und fördert. Alles andere sei, so Busch, das „Pferd von hinten aufzuzäumen“.

    Unsicherheit durch den AI Act?

    Die Kritik von SAP und Siemens zeigt: Die Auslegung und Umsetzung des AI Acts birgt erhebliche Risiken. Wir helfen Ihnen, durch den Regulierungsdschungel zu navigieren und Compliance sicherzustellen.