EU bleibt hart: Die KI VO kommt wie geplant
Was die abgelehnte Verschiebung bedeutet
Trotz lauter Forderungen aus der Industrie hat die EU-Kommission klargestellt: Der Zeitplan für die KI VO steht. Für Unternehmen endet damit die Schonfrist.
1. Brüssel sagt Nein zur Pause
Ein klares Nein aus Brüssel: Trotz eines lauten Protests von über 45 namhaften Unternehmen wie Airbus und Mistral AI wird der EU KI VO nicht verschoben. Ein Bündnis aus Tech-Giganten hatte in einem offenen Brief eine zweijährige Verschiebung gefordert, mit der Begründung, die Regeln seien "innovationsfeindlich" und die Umsetzung unklar.
Die Antwort aus Brüssel kam prompt und unmissverständlich. Kommissionssprecher Thomas Regnier erteilte allen Aufschubwünschen eine klare Absage.
„Es gibt keine Schonfrist. Es gibt keine Pause.“— Thomas Regnier, Sprecher der EU-Kommission
Damit steht fest: Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass die Pflichten wie geplant greifen werden. Diese Entscheidung zementiert den bestehenden Zeitplan. Eine detaillierte Übersicht aller geltenden und zukünftigen Termine finden Sie in unserer umfassenden KI VO Zeitachse.
2. Warum die Industrie protestiert
Die Kritik der Unternehmen konzentriert sich vor allem auf die Regulierung von Allzweck-KI-Modellen (General Purpose AI, GPAI), wie sie etwa hinter ChatGPT oder Mistrals eigenen Modellen stehen.
- Fehlende Leitlinien: Der 'Code of Practice' für GPAI-Modelle, der als praktische Handreichung dienen soll, ist verspätet. Unternehmen fühlen sich im Unklaren gelassen, wie sie die Regeln konkret umsetzen sollen.
- Bürokratischer Aufwand: Kritiker befürchten hohe Kosten und komplexe Berichtspflichten, die insbesondere für kleinere Unternehmen und Startups eine Hürde darstellen könnten.
- Wettbewerbsnachteil: Die Sorge ist, dass eine zu strenge Regulierung in Europa die Entwicklung im Vergleich zu den USA und China ausbremst und die EU zu einem reinen Absatzmarkt für US-KI macht.
Doch die Kritik geht teilweise noch deutlich weiter als nur die Forderung nach einer Verschiebung. In einer aktuellen Wortmeldung fordern die Chefs von SAP und Siemens nun sogar einen kompletten Neustart der KI-Gesetze und bezeichnen diese als „innovationsfeindlich“ und „toxisch“.
Trotz dieser Bedenken verfolgt die EU ein übergeordnetes Ziel: Sie will einen globalen Standard für vertrauenswürdige KI setzen und die digitale Souveränität Europas stärken, anstatt den Markt unreguliert den US-Giganten zu überlassen.
3. Was das für Ihr Unternehmen bedeutet: Handeln statt Hoffen
Die klare Haltung der EU-Kommission bedeutet, dass Abwarten keine Option mehr ist. Die Uhr tickt und die Fristen sind verbindlich. Für Sie als Unternehmen ist jetzt proaktives Handeln gefragt.
Wichtige anstehende Fristen (Auszug):
August 2025: Pflichten für GPAI-Modelle
Die Regeln für große KI-Modelle wie ChatGPT treten in Kraft. Wer solche Systeme nutzt, muss die damit verbundenen Pflichten (z.B. Transparenz, Dokumentation) erfüllen.
August 2026: Vollumfängliche Anwendung für Hochrisiko-Systeme
Die strengen Anforderungen für KI-Systeme mit hohem Risiko (z.B. in den Bereichen HR, kritische Infrastruktur) werden voll wirksam. Die Vorbereitung muss lange vorher beginnen!
Insbesondere die Pflicht zur Schulung und Sicherstellung der KI-Kompetenz nach Artikel 4 ist eine Governance-Pflicht, die sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Jedes Unternehmen, das KI-Tools einsetzt, muss nachweisen können, dass seine Mitarbeiter die Risiken verstehen und verantwortungsvoll handeln. Was genau die Anforderungen von Artikel 4 zur KI-Kompetenz im Detail bedeuten, erklären wir in unserem Leitfaden.
Fazit: Die Zeit des Zögerns ist vorbei
Die Entscheidung der EU-Kommission ist ein Weckruf. Die KI VO ist keine ferne Zukunftsmusik mehr, sondern eine präsente unternehmerische Realität. Unternehmen, die jetzt ihre Compliance-Strategie aufsetzen und ihre Teams schulen, sichern sich nicht nur rechtlich ab, sondern schaffen auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
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